Tiergestützte Therapie

Die Anfänge der tiergestützten Therapie

„Angefangen hat alles mit einem Zufall, bei dem der Hund Jingles von dem Kinderpsychiater Boris Levingston die Hauptrolle spielt.

Bei einem verhaltensgestörten kleinen Jungen, der keinen Kontakt zu seiner Umwelt aufnahm, waren die zuvor angewandten Therapien alle ohne den gewünschten Erfolg geblieben. Das Kind lehnte jeglichen Kontakt zum Therapeuten ab.

Eines Tages kamen die Eltern mit ihrem Kind etwas früh zu ihrem Termin in die Praxis von Levingston. In dem Büro schlief noch der Retriever Jingles, der sonst immer in die Privaträume gebracht wurde.
Der Hund lief freudig und schwanzwedelnd auf den kleinen Jungen zu, der gleich mit ihm redete und somit zeigte, dass er sehr wohl in der Lage war, mit seiner Umwelt Kontakt aufzunehmen.

Boris Levingston erkannte die Möglichkeit, mit seinem Hund Patienten erreichen zu können, die sonst nicht zugänglich waren. Der Idee folgte bald die Umsetzung und so wurden Hunde zu therapeutischen Zwecken gezielt eingesetzt.

Die anfänglichen Bedenken wurden durch die positiven Ergebnisse bald ausgeräumt. Allerdings hat man aber mit der Zeit mehr und mehr erkannt, dass nicht jeder Hund ein Therapiehund sein kann und dass besondere Anforderungen an Wesen, Verhalten und Gehorsam an den Hund zu stellen sind, die nicht unbedingt jeder Hund erfüllen kann.“( Dr. G. Nipel , „Mein Hund hält mich gesund“, 1998)

Diese Geschichte bzw. die Anfänge des Einsatzes des Hundes in ein therapeutisches Setting zeigen, dass Menschen sich durch die Anwesenheit eines Hundes leichter emotional öffnen können. Der Hund wird zum Stellvertreter oder als Fenster zur Welt.

Kinder mit psychischen Erkrankungen wie z.B. Autismus oder Depressionen, oder die durch z.B. Gewalt in der Familie, Gewalterlebnisse in der Schule oder einen Todesfall in der Familie traumatisiert sind, können sich dem Hund offener, zugänglicher präsentieren als einem Erwachsen.

Der Hund reagiert auf das Kind mit Interesse, das Kind fühlt sich in dem Moment geliebt und angenommen ohne etwas aktiv dafür zu tun. Aus dieser Sympathie hat das Kind das Bedürfnis dem Hund etwas Gutes zu tun, es möchte das Tier versorgen.

Daraus entwickelt sich eine hohe Motivation zur Mitarbeit, die vom Therapeuten oder Pädagogen genutzt werden kann, um die Therapieziele zu erreichen.

3 Beispiele für den Einsatz eines Therapiebegleithundes:

  1. Traumatische Kinder haben ein großes Bedürfnis, den Hund zu versorgen und es ihm „schön zu machen“. Hier steht der Hund als Stellvertreter für die eigenen emotionalen Bedürfnisse des Kindes nach Geborgenheit, Aufmerksamkeit, Trost und Versorgung. Durch die Fürsorge „heilt“ das Kind eigene Wunden. Viele dieser Kinder richten dem Hund einen besonders schönen Schlafplatz ein, sorgen sich um das Essen und das Trinken des Hundes. Sie „bemuttern“ den Hund. Es ist rührend mit anzusehen wie die Kinder sich um das Wohl des Hundes sorgen und bemüht sind, dass es dem Hund gut geht
     
  2. In der Förderung von motorischen Fähigkeiten fällt es Klienten leichter eine „sinnvolle“ Tätigkeit auszuführen, als „nur“ zu üben. Der Klient erlebt sich selbstwirksam, durch sein eigenes Schaffen und Tun einen glücklichen und dankbaren Hund vor sich zu haben.Hier werden gerne die Würstchen in kleine Stückchen geschnitten, es wird gerne mit dem Hund gemeinsam gespielt oder sich gemeinsam bewegt.
     
  3. Klienten mit Depressionen oder mit einem geringen Selbstwertgefühl fühlen sich gestärkt durch einen Hund der ihnen Aufmerksamkeit schenkt. Sie erleben wie sie das Tier mit ihrer Stimme oder mit ihrer Körpersprache bewegen können, durch Kommandos wie zum Beispiel „Sitz“, „Platz“, „komm mit“. Auch hier fühlen sich die Klienten selbstwirksam, das heißt sie erleben, dass sie durch ihre Anwesenheit persönlich etwas bewirken können und der Hund ohne jegliche Anforderung an ihre Person ihnen Aufmerksamkeit schenkt.

Für mich ist das Erleben der eigenen Selbstwirksamkeit der Schlüssel für den Erfolg einer Therapie. Der Klient ist der „Welt“ nicht hilflos ausgeliefert, sondern erlebt durch den Hund die eigenen Kräfte. Dadurch fühlt er sich gestärkt und kann im 2. Schritt eigene Schwierigkeiten, Blockaden; Konflikte bearbeiten.

Der Therapiebegleithund begleitet und unterstützt den Therapeuten oder Pädagogen in seiner Tätigkeit. Diese Arbeit ist zielorientiert und unterscheidet dadurch zu der des Besuchsbegleithundes.

Einsatzmöglichkeiten

Die Unterstützung meiner Hunde, kommt in verschiedenen Angeboten – je nach den jeweiligen Bedürfnissen und Fragestellungen – zum Tragen.

  • Trauerbewältigung
  • Förderung der Körperspannung und der Körperwahrnehmung
  • Stärkung des Durchsetzungsvermögen
  • Sprachanregung
  • Verbesserung des sozialen Verhaltens, durch Einüben von kooperativem Verhalten, Rücksichtnahme und Regelakzeptanz
  • Abbau von Ängsten, z.B. bei Angst vor Hunden oder diffusen Ängsten
  • Förderung der Beweglichkeit und der Koordination
  • Verbesserung der Konzentration und Merkfähigkeit
  • Förderung der Sprachfähigkeit, da die Sprechbereitschaft mit dem Hund in der Regel erhöht ist
  • Aufbau von Vertrauen und Verantwortungsbewusstsein
  • Stärkung des Selbstvertrauens und der Selbstwirksamkeit

Allgemein lässt sich sagen, dass der Einsatz des Hundes in den verschiedensten Bereichen einen positiven Einfluss hat.

Eigenschaften Bernice, Willis und Edda

  • Menschenbezogen
  • Freundliches und liebes Wesen
  • Verspielt
  • Verschmust
  • Weiches und angenehm langes Fell

Kontraindikation

  • Menschen die keinen Kontakt zum Hund wünschen
  • Allergiker oder Asthmatiker, die auf Hundehaare reagieren
  • Menschen mit offenen Wunden (Vermeidung eines Infektionsrisikos)
  • Menschen die besonders aggressiv auf den Hund zu gehen und ihn extrem bedrängen

Dennoch ist der Schutz des Hundes – und somit auch der Schutz des Menschen – in solchen Momenten oberstes Gebot in der tiergestützten Therapie. Mensch und Hund sollen den Kontakt zueinander genießen und Freude aneinander haben.

Hygienische Aspekte

Das Robert-Koch- Institut hat 2003 im Rahmen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes das Themenheft „Heimtierhaltung – Chancen und Risiken für die Gesundheit“ veröffentlicht, darin auch zum therapeutischen Einsatz von Tieren Bezug genommen. Darin steht „…dass der positive Einfluss der Heimtierhaltung auf Menschen die mögliche Gefährdung übersteigt. Das Risiko der Übertragung von viralen, bakteriellen, mykotischen oder parasitären Zoonosenerregern von Heimtieren auf Menschen kann durch die Einhaltung hygienischer Maßnahmen sowie durch tierärztliche Überwachung, verbunden mit bestimmten Impfungen der Tiere (z.B. Tollwut), erheblich reduziert werden.“

Einbindung in Verbände

Ich bin Mitglied im Therapiebegleithunde Deutschland e.V.

sowie Fördermitglied im Vita Assistenzhunde e.V.